Fragen und Antworten
Das Interview führte Ernst Bargfeldt am 24.09.08 in Berlin

In der jetzigen Kollektion beschäftigen Sie sich mit Sportbekleidung. Warum?
Sportkleidung ist für mich das „demokratische“ Kleidungsstück. Vom Spitzensportler bis zu den Kids auf der Straße - überall auf der Welt werden Sportsachen getragen. Es lädt sich auf durch Glücksgefühle, Schweiß, Können und das Wollen seines Trägers. Ich fertige ein Couture Kleid aus einem bereits gelebten Kleidungsstück, dessen ursprünglicher Code in Europa ebenso wie in Afrika oder Südamerika verstanden wird. Damit bilde ich in jedem Kleidungsstück einen Gegensatz aus Elitärem und Egalitärem. Das finde ich spannend.

Warum haben Sie mit ihrem Mode - Kunst Projekt begonnen?
Wahrscheinlich weil ich gerne Risiken eingehe - intellektuelle und sinnliche. Vielleicht ist mir die Malerei auch nicht genug. Ich wollte meine künstlerische Arbeit nicht nur auf mich beziehen und hatte Lust auf andere Menschen mit ihrer Form der Selbstdarstellung. Ich biete mit meinen Kleidern eine Plattform für die Selbstinszenierung, wobei ich erst das Bühnenbild herstelle und dann hinter der Kamera auch den Zuschauer gebe.

Aber ihre Portraits sind nicht reine Fotografie?
Nein, ich bin keine Fotografin. Ich kann sehen, bin ein guter Zuschauer und behandle den Darsteller wirklich mit Respekt. Ich will ihn nicht entblößen, sondern mich interessiert eine Form der Aufrichtigkeit in ihm selbst. So ein Foto suche ich dann aus und bearbeite es bis es etwas von dem hat, was ich glaube gesehen zu haben. Ich inszeniere die Persönlichkeit gewissermaßen nach.

Bearbeiten Sie die Fotos am Computer?
Erst ganz am Ende. In einer ganz speziellen Technik zeichne ich, radiere, schiebe zusammen, durchleuchte und fotografiere. Wie das alte Kleidungsstück dekonstruiere ich das Portrait. Das ist mühsam. Erst dann bearbeite ich das entstandene Bild am Computer.

Es gibt verschiedene Bilder eines Portraits?
Ja, ich abstrahiere jedes Portrait und löse es zum Schluss in Formen auf. Wie im Märchen der Held erlöst wird, erlöse ich damit die Portraitierten und mich vom Realismus ... von der Last des eigenen Selbstausdrucks ... Wird man mich erkennen? Werde ich schön sein? Sympathisch? Von Dauer? Alle diese Fragen stellen sich für mich dann nicht mehr. Es entsteht Freiheit.